Historienpfad Friedhof Kierling

Propst Anton Höslinger und Kaplan Thaddäus Ploner segneten die neuen Tafeln

Ein neu errichteter Historienpfad in Kierling informiert über die Entwicklung des Friedhofs und die traurige Geschichte des Anstaltsfriedhofs mit Gräbern der Opfer der NS-Euthanasie. Anfang April fand die feierliche Segnung statt.

Der Friedhof in Kierling hat eine lange und teils grauenvolle Geschichte. Vom 13. bis 19. Jahrhundert befand sich der Friedhof noch im Bereich der heutigen Pfarrkirche, wurde jedoch 1838 erweitert und an die heutige Stelle in der Dietschen verlegt. Ein halbes Jahrhundert später erfolgte eine Vergrößerung, um die Pfleglinge der Irrenanstalt Gugging, das sich am Gelände der heutigen ISTA befand, beerdigen zu können. 1891 fand das erste Begräbnis auf dem Anstaltsteil statt. Die ersten Grabkreuze bestanden aus Holz. Die Namen der Verstorbenen wurden auf Blechtafeln geschrieben. Im Laufe der Jahre wurden die Holzkreuze durch Betonkreuze ersetzt. 1902 wurde der Friedhof erneut erweitert.
 
Die Nationalsozialisten ermordeten in den Jahren 1939 bis 1945 tausende kranke Menschen und Menschen mit Behinderung. Grundlegendes Motiv unter dem Namen „Aktion T4“ war allerdings die Einsparung medizinischer Ressourcen zugunsten der Kriegswirtschaft. Von 1940 bis 1942 wurden 675 Pfleglinge von Gugging zur „Euthanasie“ nach Hartheim gebracht, darunter 106 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre. Etwa 500 Menschen fielen diesem Programm durch Gift oder Elektroschock zum Opfer. Allein 1943 wurden 423 Pfleglinge am Friedhof Kierling bestattet.

1981 wurde der letzte Patient der Landesnervenklinik Gugging hier beerdigt. Zwei Jahre später wurde der 6800 m² große „Anstaltsteil“ von der Pfarre Kierling gekauft. Heute wird ein Teil dieses Bereiches für sogenannte „Fürsorgegräber“ verwendet.


14.05.2024

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