Ehrenbürger Dr. Albert Böhm

Portrait Dr. Albert Böhm

Am 27. März 1888 begründete Bürgermeister Leopold Medek in einer Rede vor dem Gemeinderat die Ernennung Dr. Böhms zum Ehrenbürger der Stadt Klosterneuburg wie folgt:


Meine Herren, […] es ist Ihnen allen so wie mir zu gut bekannt, daß der geistige Schöpfer und Urheber von dem Projekte der Regulierung des todten Armes nächst Klosterneuburg (die Errichtung des Durchstichs erstreckte sich insgesamt über zwei Jahrzehnte) eigentlich Herr Dr. Albert Böhm, damaliger Gemeindeausschuß von Klosterneuburg, gewesen ist; denn er war es, der die ersten und großen Denkschriften verfaßte u., stets bemüht war, diese Ansicht auch in weiteren Kreisen zu verbreiten, er intervenierte bei allen Audienzen und Vorstellungen als Sprecher auf die wirksamste Weise, kurz Herr Dr. Böhm war derjenige, der das ganze Projekt ins Rollen gebracht hat. Außerdem soll aber auch nicht unerwähnt bleiben, daß Herr Dr. Albert Böhm in zahlreichen Rechtsangelegenheiten der Gemeinde Ordnung geschaffen, die neue Straßenbenennung durchgeführt, verschiedene Instruktionen für einzelne Zweige der Gemeindeverwaltung, sowie die Verfassung einer neuen Friedhofsordnung eingeführt hat u.s.w. Es wäre daher ein grober Undank, diese[s] außerordentliche gemeinnützige Wirken des genannten Herrn Dr. Albert Böhm zu verkommen u. dasselbe nicht auch gebührend anzuerkennen und zu lohnen. Und somit, meine Herren, bin ich stolz darauf, heute den zeitgemäßen Antrag selbst zu stellen: Der löbl. Gemeindeausschuß wolle beschließen, den Herrn Dr. Albert Böhm nunmehr k. k. Bezirksrichter für sein höchst ersprießliches u. gemeinnütziges Wirken in den Jahren 1876 – 1883 zum Ehrenbürger der Stadtgemeinde zu ernennen und sohin das Ehrenbürgerrecht zu verleihen, welcher Antrag auch einstimmig und mit vollstem Beifalle angenommen wurde.

Albert Böhm wurde am 20. April 1846 in Gmunden geboren und ließ sich bald nach dem Studium in Klosterneuburg nieder, wo er am Bezirksgericht seinen Dienst antrat. Er wohnte nahe am Dienstort in der Albrechtsbergergasse 4, war ledig und adoptierte eine Tochter Magdalene. Die ebenfalls aus Gmunden stammende Maria Mayer führte den Haushalt. Mit dreißig Jahren gehörte er dem Gemeindeausschuss an und 1877 war er Obmann des „Comitees zur (neuen) Benennung der Straßen“. (siehe Amtsblatt 2,3/2022, „Straßennamen einst und jetzt“). Mit der Ernennung zum Bezirksrichter verließ Dr. Böhm den Gemeindeausschuss im Jahre 1884. Im Nebenerwerb fungierte er von 1874 bis 1901 als Honorardozent für Gesetzeskunde und Volkswirtschaftslehre an der oenologischen und pomologischen Lehranstalt (im Volksmund „Weinbauschule“). Im Jahre 1903 erhielt er eine weitere, nachhaltige Ehrung: in einer Seitengasse des damaligen Widmannplatzes (heute Sudetendeutscher Platz) waren zwei Häuser fertiggestellt worden und die Gasse benötigte einen Namen. Herr k. k. Landesgerichtsrat Dr. Albert Böhm vollendete in diesem Jahr seine 30-jährige Amtstätigkeit in Klosterneuburg. So stellte Bürgermeister Hofkirchner in der Gemeinderatssitzung vom 20. Mai den Antrag, die Gasse zu Ehren des verdienstreich Genannten „Albert-Böhm-Gasse“ zu benennen, was per acclamationem (durch Beifall) angenommen wurde.

Vom Jahre 1909 existiert der letzte Eintrag unseres Ehrenbürgers in den Protokollen der Stadt. Dr. Böhm bedankte sich für ein dargebrachtes Glückwunschschreiben des Gemeinderates anlässlich seines 40-jährigen Eintrittes in den richterlichen Dienst. Das Dankschreiben wurde in der Sitzung vom 19. Mai verlesen und mit lebhafter Befriedigung zur Kenntnis genommen.

Am 05. November 1921 verstarb Dr. Albert Böhm nach langem, schwerem Leiden.


18.05.2022

Seiteninhalt teilen:

Weiterleiten mit FacebookWeiterleiten mit LinkedInWeiterleiten mit Twitter