Buch: Das Bad Buchberg

Bad Buchberg

Buchereinscheinung: Das Bad Buchberg zu Klosterneuburg

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und langjährigen Forschungen im Bereich der Tumorimmunologie lässt sich Heide Winterleitner als Fachärztin für Kinder-und Jugendheilkunde in ihrer Wahlheimat Klosterneuburg nieder. Ihre wissenschaftliche Neugierde führt sie auf eine Spurensuche nach dem vergessenen Bad Buchberg, einem Wannenbad mit angeschlossenem Café-Restaurant am Fuße des Buchbergs in Klosterneuburg. Unter den zahlreichen Besuchern, deren Geschichten lebendig gemacht werden, befinden sich auch Egon Schiele und seine Klosterneuburger Malerkollegen. Lässt sich der häufige Wechsel der Besitzer und der zum Teil berühmten Pächter dadurch erklären, dass die Gegend nicht ganz „tugendhaft“ war? Erschienen im Verlag Berger, 40 Seiten, Softcover, Preis € 20,-.



Unbekanntes Klosterneuburg
Die Geschichte(n) vom Bad Buchberg
 
 

Die Anlage des lang vergessenen Bad Buchberg, das zwischen 1875 und 1921 in Betrieb war, befand sich im Bereich der heutigen Neidhardgasse (Hausnummern 6-12) am Fuße des Buchbergs. Zunächst hatte das „Buchbergbad“ lediglich eine Wannenbad- und Milchmaiereikonzession. Erst 1883 durften „Bier, Wein, kalte und warme Getränke, Milch, Caffee“ ausgeschenkt werden. Behördliche Auflagen wurden aber nicht immer ernst genommen. Fast alle Besitzer und Pächter kamen irgendwann mit dem Gesetz in Konflikt. Delikte wie „Überschreitung der Sperrstunde, Abhaltung unerlaubter Tanzveranstaltungen, nicht genehmigte Umbauten, Ausschank von Wein und Bier ohne Konzession, Schwarzarbeit, gefährliches Hantieren mit einem Revolver, Freilaufenlassen eines bissigen Hundes, Ausstecken einer polnischen Fahne“ führten zu Geld- oder Arreststrafen.Warum die Besitzer und Pächter in rascher Folge wechselten, kann nur vermutet werden. (Zwischen 1875 und 1921 gab es allein 12 Besitzer und wahrscheinlich ebenso viele Pächter) Anfänglich lag die Anlage in einer einsamen Gegend. (Nur die Mühlen am Kierlingbach waren in Betrieb). Aber sie war nicht nur entlegen, sie war auch wohl etwas „verrufen“. Ein Zeitzeuge berichtet, dass in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Rotlichtmilieu war. Und dafür bot das danebengelegene Bad Buchberg mit Wannenbad, Zimmern und Restaurant eine geeignete Infrastruktur. Einen berühmten Pächter gibt es zu erwähnen: Hugo Mück. Er war Magistratsbeamter bei der Gemeinde Wien, hatte sich aber als „Natursänger“ dem Wienerlied verschrieben und es hier zu einiger Berühmtheit gebracht. Seine Auftritte im „Trocadero“, „Kolosseum“, „Maxim“, „Venedig in Wien“, „Praterspatzen“, waren beliebt. Im Mai 1909 pachtete er das Bad Buchberg. Obwohl er wöchentlich Werbeanzeigen v. a. in den „Wiener Caricaturen“ aufgab, musste er im Dezember 1909 Konkurs anmelden. Das Bad Buchberg wurde dann versteigert.

Werfen wir einen Blick in das Innere des Bad Buchberg: Im Café-Restaurant befand sich eine Küche, ein Schankraum, ein Speisesalon mit Konzertflügel und ein Cafésalon mit diversen Spielen und einem Billardtisch.  An den Wänden waren Lamperien, über den Fenstern Draperien, an der Wand Spiegel mit geschnitzten Rahmen, Marmortische, Thonet-Sessel. Im Winter sorgte ein eiserner Ofen für Wärme. Um in das Wannenbad zu gelangen, musste man den schattigen, mit Kastanienbäumen bestandenen Gastgarten durchschreiten, vorbei an der hinten gelegenen Kegelbahn. Im Parterre des Wannenbades befanden sich fünf Kabinen mit Marmorbadewannen für heißes und kaltes Wasser, jeweils ein Spiegel mit Lade, ein Sofa, ein Schemel, Fauteuilles, Draperien über Fenster und Türen. Bademäntel, Handtücher und Leintücher wurden gestellt. Im Parterre war ein Telefon. Im ersten Stock gab es Zimmer und kleine Wohnungen für Sommer und Winter zu mieten. Das Wasser war eisenhaltig, kam von einer Buchbergquelle und war heilsam für Gelenkserkrankungen. Insofern hat der Name „Bad Buchberg“ eine gewisse Berechtigung, obwohl er nicht im Bäderverzeichnis der Landessanitätsdirektion zu finden ist.

Unter den historisch gesicherten Besuchern befanden sich viele Vereine wie die „Waldviertler in Wien“, die „D`Dreistättner“, der „Klosterneuburger Schützenverein“ und die „katholische-deutsche Studentenverbindung Welfia“.Sie kehrten im Restaurant Bad Buchberg auf ihren Ausflügen ein oder hielten hier ihre Feste ab. Für die Rittergesellschaft „Alblinksburger Ritter vom Geiste“ war das Bad Buchberg ihre „Stammburg“. Egon Schiele zog 1904 in die Buchberggasse 29. Von dort waren es ca. 500 m bis zum Bad Buchberg. Er kannte also die Lokalität. Auch nach seinem Wohnungswechsel nach Wien 1906 behielt er weiter den Kontakt mit seinen Freunden und Gönnern aus Klosterneuburg, Seine ältere Schwester Melanie arbeitete bei der Eisenbahn in Kierling, um ihren Bruder zu unterstützen.

Etwa im Jahre 1921 wurde der Betrieb eingestellt. Die Gebäude des Wannenbades und des Café-Restaurants existieren nicht mehr. Lediglich der Ausschank mit seinem Weinkeller ist noch vorhanden

07.09.2022

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